Eine Beschreibung der Orientbar oder Kroko-Bar wie sie 1991 ausgesehen hat

Die "Orientbar" oder "Kroko-Bar" war ein Lokal, das aus mehreren Räumen bestand die in verschiedenen Stilen eingerichtet waren. Die Räume wurden gastronomisch durchaus unterschiedlich genutzt. Es hatten bis zu 350 Gäste Platz.

"Foyer"

Die "Orientbar" oder "Kroko-Bar" wurde durch das "Foyer" betreten. In der kalten Jahreszeit wurde ein Teil des "Foyers" als Garderobe genutzt.

Vitrinen: Sahara-Durchquerung mit Rally Dakar, Muschel- und Schneckengehäuse-Sammlung

Schautafeln: Baden mit "Jockl", Schlangenfang mit Anton Daum in Gambia, Präkolumbianische Gräber in Peru, Reisefotos Galápagos-Inseln


"Schankraum"

Ambiente: traditionell österreichischer Gasthausstil

Der "Schankraum" wurde als Teil der ursprünglichen Gastwirtschaft schon lange vor der Zeit der "Orientbar" gastronomisch genutzt. In dem von der Getränkeausschank dominierten Raum stand der "Stammtisch". Die anderen Tische hatten dicke Tischplatten aus gesägten Baumstämmen mit Rändern aus Rinde.

Im "Schankraum" wurden Getränke und Speisen an das Bedienungspersonal ausgegeben.

Lebende Tiere: Aquarium mit Piranhas

Schautafeln: Alaska Expedition mit Bogenjagd

Exponate: geschnitzter Eberkopf, Elchgeweih-Stuhl, Armbrüste, Steinschloss-Vorderlader, Edelmarder, Fischtrophäen

Eigenes Schnitzwerk: Waldviertler Herrgott am Ast


"Krokodilfenster-Raum"

Ambiente: Exotische Tiere - Ferne Länder

Auch der "Krokodilfenster-Raum" wurde so wie der "Schankraum" als Teil der ursprünglichen Gastwirtschaft schon vorher als "Extrazimmer" gastronomisch genutzt. Damals wurde auch noch der Gastgarten mit der Veranda genutzt, der über eine Treppe aus dem "Extrazimmer" oder von der Höbarth-Stiege aus betreten werden konnte.

In einer Fensternische war seit Anfang der 1960er-Jahre das erste Terrarium mit den damals noch kleinen Krokodilen untergebracht. Als die Tiere einige Jahre später zu groß für das nur etwa ein Quadratmeter große Terrarium waren, wurde ein größeres an der Stelle des "Krokodilfensters" gebaut. Dieses als "Krokodilhaus" bezeichnete Terrarium wurde später noch zweimal erweitert. Im Endausbau gab es an zwei Seiten Panzerglasfenster – eines im "Krokodilfenster Raum" und das andere, größere in der "Afrika-Bar"

Lebende Tiere: Krokodile mit den "Stars" dem Mississippi-Alligator "Jockl" und dem "Weißen Krokodil" (im "Krokodilfenster"), Riesenschlangen (Anakonda, Boa, Phyton) in separaten Terrarien die in der Bartheke integriert waren, Japanischer Riesensalamander, Indigonatter, Salzwasseraquarium mit Rotfeuerfischen, Weißhandgibbon (Die Tiere waren hier nur zeitweise untergebracht - etwa bei Lokal-Führungen. Sie verbrachten die meiste Zeit in einem öffentlich nicht zugänglichen großem Raum oder während der warmen Jahreszeit in einem Gehege im Freien)

Eigene Schnitzwerke: Muschelsessel Neptun, Muschelsessel Venus, lebensgroßer asiatischer Fischer, Krokodil (integriert in der Bartheke), Meerestiere (an Fronten der Sitzbänke), Masken inspiriert von afrikanischer Kunst

Schautafeln: Expedition zu Kopfjäger-Völker Shuar(Jivaro) und Waorani(Auca), Mexikoreise zu den Maya-Pyramiden, Fotos von Filmdreh zu "Wer dreimal lügt", Medienberichte zum Unfall mit Tigerpython "Susi", Papua-Neuguinea: Angu (Kukukuku), Asaro Mudmen (Schlammmenschen) und Huli (Perückenmänner)

Exponate: Tigerphyton "Susi", Blasrohre und Gift-Pfeile, Bogen und Pfeile (Shuar(Jivaro), Waorani(Auca) / Ecuador), Steinäxte, Steinklingen, Penisköcher (Angu(Kukukuku) / Papua-Neuguinea), Zeremonienschwert (Dayak /Malaysia), Jadekopf und Jadekalender (Maya / Mexico)

Vitrinen: Schrumpfköpfe Tsantsa, Muschel- und Schneckengehäuse-Sammlung (integriert in die Tische)


Durchgang "Krokodilfenster-Raum" zur "Orientbar"

Vitrine: Fetischmasken und Skulpturen für Blutopfer-Rituale aus Westafrika, Ahnenköpfe der Iatmul (Papua-Neuguinea)

Eigenes Schnitzwerk: Häuptlingsstuhl inspiriert von afrikanischer Kunst (in der Vitrine)


"Orientbar"

Ambiente: Klassische Bar mit orientalischem Flair - "Tausendundeine Nacht"

Die "Orientbar" war die erste Erweiterung der ursprünglichen Gastwirtschaft. Sie wurde 1960 aus den alten Ställen der Wirtshausschlächterei "Stadler" gebaut. Dieser Raum war bald namengebend für das ganze Lokal. Die Bezeichnung "Kroko-Bar" kam erst nach Medienberichten Jahre später auf.

Dominiert wurde die "Orientbar" von einem zwiebelförmigen orientalischen Torbogen, einer langen Bartheke und einem Kamin. Das Ambiente war mit den Tischen in logenartigen Nischen im Vergleich zur angrenzenden "Afrikabar" ruhiger und gedämpfter. Es gab auch ein Tanzparkett mit zeitweise aktivierten Lichteffekten.

Exponate: orientalische getriebene Messinglampen, ein "Fliegender" Teppich, orientalische Holzarbeiten, ein großer Gong


"Afrikabar"

Ambiente: Diskothek mit ostafrikanischem Flair

Die "Afrikabar" wurde Ende der 1960er Jahre als eine der ersten Diskothek-Betriebe in Österreich konzipiert. Sie wurde an der Stelle des Innenhofes mit Taubenschlag im eigentlich zwei Gebäude umfassenden Gebäudekomplex Wienerstraße 12 gebaut.

Dominiert wurde sie vom großen Panzerglasfenster zu den Krokodilen und zum riesigen Tigerphyton "Susi". Ein Treppenaufgang führte zur in die Afrikabar integrierte balkonartigen Balustrade. Es gab auch einen offenen Kamin.

In der "Afrikabar" herrschte Diskothek-Betrieb mit Lichtorgel, Spiegelkugel, Stroboskop, Schwarzlicht und Seifenblasengenerator. Die Lautstärke der von DJs und von den Gästen ausgesuchten Musik war wesentlich höher als in allen anderen Räumen der Orientbar.

Mit einem Diaprojektor wurden Dias projiziert, die bei den Reisen und Expeditionen fotografiert wurden.

Von der Balustrade aus hatte man einen guten Ausblick auf das Geschehen auf der Tanzfläche und die projizierten Reisefotos.

DJs und Musiktechnik waren anfangs in einem Raum oberhalb des Aufgangs zur Balustrade. Später, als dieser Raum in den "Afroclub" umgestaltet wurde, übersiedelten DJs und Musiktechnik in den Bereich des Treppenaufgangs zur Balustrade. Lautstärke und Lichtintensität konnte für jeden Raum der "Orientbar" individuell geregelt werden. Manche Räume konnten mit anderen Musikprogrammen bespielt werden als jene im zentralen Diskothek-Bereich.

Exponate: Speere und Schilder, Felle und andere Trophäen afrikanischer Tiere (heute undenkbar, ist jedoch Mitte der 1960er-Jahre noch nicht auf generelle Ablehnung gestoßen und war damals rechtlich legal)

Lebende Tiere: Krokodile und der Tigerphyton "Susi", damals die größte lebende Schlange Österreichs, (im "Großen Krokodilfenster"), Piranhas (in einem zwei Kubikmeter fassenden Aquarium)

Eigenes Schnitzwerk: lebensgroße Figur einer Afrikanerin

"Afroclub"

Ambiente: Intimer Raum im ostafrikanischen Flair – der ein wenig ruhigere Teil der "Afrikabar"

Der "Afroclub" war der zuletzt gestaltete Raum der Orientbar. Er wurde in einem vorher als "Diskothek" von den DJs genützten Raum etabliert. Vorher war dieser Raum ein Fremdenzimmer des auch Gäste beherbergenden Gastwirtschaftsbetriebs. Der "Afroclub" befand sich unmittelbar am oberen Ende der Treppe, die von der Afrikabar auf die Balustrade führte.

Vitrine: Exponate aus Afrika


(Asiatischer) "Clubraum"

Ambiente: Gehobene Gastronomie im südostasiatischen Flair

Eine kleine Treppe führte von der Balustrade der "Afrikabar" in den "Clubraum".

Auch dieser Raum entstand aus umgestalteten Fremdenzimmern und zum Teil aus dem privaten Wohnbereich des ursprünglichen Gastwirtschaftsbetriebs.

Ein Teil des "Clubraumes" war bei den Gästen ein beliebter Ort um zu Speisen. Andere schätzten die bequemen Fauteuils im mit einer Stufe abgesetzten Teil des Raumes.

Exponate: Asiatische Bronze-Speere, Holzskulpturen, Kultmasken, Batikbilder, Ölbilder

Vitrinen: Muschel- und Schneckengehäuse-Sammlung (integriert in die Tische bei den Fauteuils)

Eigenes Schnitzwerk: Chinesische Buddha-Figur


Verbindung "Clubraum" - "Krokodilfenster-Raum"

Eine Treppe verband den "Clubraum" mit dem "Krokodilfenster-Raum". Als Geländer der Treppe dienten Metallschmiedearbeiten die von chinesischen Schriftzeichen inspiriert waren.

Lebende Tiere: Riesenschlangen (Anakonda oder Boa oder Phyton) im Terrarium neben dem Eingang zum Clubraum, zeitweise ein Käfig mit Alexandersittichen am unteren Ende der Treppe

Eigenes Schnitzwerk: lebensgroßer asiatischer Fischer


Speisen- und Getränkekarte - ca.1972 - © J.Gramanitsch Speisen- und Getränkekarte - ca.1972 - © J.Gramanitsch
Ansichtskekarte - ca.1972 - © J.Gramanitsch
Speisen- und Getränkekarte / Ansichtskarte - ca. 1972 - © J.Gramanitsch


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